Design Thinking einfach online? Oder mit anderen Worten: Wie komme ich online vom Problem zur innovativen Lösung? Darum ging es im 3-tägigen Design Thinking Online-Workshop mit einem meiner Kunden aus der Verwaltung. Design Thinking ist ein nutzerzentrierter iterativer und strukturierter Prozess, bei dem wir mit Empathie den Kunden verstehen lernen und im Team gemeinsam Lösungen für seine unerfüllten Bedürfnisse kreiieren.
Wo ist denn dieser Geistesblitz? Ideen und Innovationen fallen nicht vom Himmel. Kreativität ist immer ein Prozess und braucht u.a. Ruhe und Zeit. Und wie sich am Innovationseisberg erkennen lässt, liegen unter der Oberfläche harte Arbeit, Ausdauer, Fehlschläge usw. Im Design Thinking fokussieren wir uns zunächst auf das Problem des Nutzers, bevor wir zu schnell nach Ideen suchen. Denn die Formulierung der „richtigen“ Frage ist entscheidend, welche innovativen Lösungen wir kreieren können.
Startpunkt Problem im Design Thinking
»Wenn ich eine Stunde habe, um ein Problem zu lösen, dann beschäftige ich mich 55 Minuten mit dem Problem und fünf Minuten mit der Lösung.« Das sagte schon Albert Einstein.
Bevor die Teilnehmerinnen daher in Lösungen eingetaucht sind, durften sich alle erst mal noch tiefer mit ihren jeweiligen „Problemen“ ihrer Nutzer befassen. Das macht Design Thinking u.a. aus. Sie führten Interviews, zogen daraus Erkenntnisse, entwicklelten erste Ideen und dann ging es natürlich ins Machen. Das heißt sie konnten ihre Ideen prototypen.
Prototypen und mit den Händen denken
Übersetzen können wir Prototypen auch mit den Händen denken. Das bringt deine Ideen in eine fassbare Form und hilft auch direktes Feedback von deinen Nutzern einzuholen. Hier ein Prototyping Methoden im Überblick:
- Visualisieren: Durch Zeichnen, Malen, Foto-Collagen die Ideen sichtbar machen
- Haptische Prototypen: Mit Knete, Lego, Karto und Bastelmaterial die Idee visualisieren
- Rollenspiele: In der Interaktion der Nutzer und der Erfinder wird der Kern der Idee deutlich
- Digital Prototyping: Mit Mock-Ups, Kollaborationsboards wie Miro oder Conceptboard, WordPress & Co.
Doch Design Thinking ist mehr als eine Methode – es ist das Mindset, was entscheidend ist: Freude, Prototypen und spielerisches Ausprobieren – das konnten die Teilnehmerinnen auch online ganz wunderbar erleben. Das Miro Board hat die Teilnehmerinnen beim kreativen Experimentieren wunderbar unterstützt.
Hier erfährst du noch mehr zu Design Thinking und den einzelnen Phasen.
Lebendige Live-Online-Seminare sind gefragt. Wie können Sie als Trainer:in, Workshopleiter:in oder Moderator:in eines Meetings in digitalen Formaten die Teilnehmer:innen oder Kolleg:innen bei der Stange halten, sie neugierig machen? Sie erfahren hier, wie Sie Online Trainings kurzweilig, lebendig und kreativ gestalten.
Lebendige Live-Online-Trainings statt langweiliger Online-Webinare
Lebendige Live-Online-Trainings: Warum eigentlich? Das Konzept der traditionellen Bildung hat sich in den letzten Jahren radikal verändert. Die physische Anwesenheit in einem Seminarraum ist nicht mehr die einzige Lernoption. Online-Veranstaltungen sind nicht mehr wegzudenken. Sie machen einen immer größeren Teil unserer Arbeit als Trainer:innen aus.
Veranstaltungstipp“Online Workshops mit Miro kreativ gestalten“
Lust Ihre eigene Online Veranstaltung kreativer und lebendiger zu gestalten? Seien Sie dabei am Freitag, den 13.3.23 von 9 bis 13 Uhr: Train the trainer: Online-Workshops mit Miro kreativ gestalten! Weitere Infos auch hier.
Doch Online-Seminare sind nicht gleich Online Seminare.
Präsenztrainings, die 1:1 als Live-Online Seminare im wahrsten Sinne des Wortes „geHALTen“ werden, laufen Gefahr bei den Teilnehmerinnen als betreutes Lesen wahrgenommen zu werden. Klar ist, dass es gewissermaßen „Online“ eine andere Sprache ist und eine Übersetzung braucht. Es gibt gewisse Besonderheiten, die es zu beachten gibt.
Wie können wir also nun auch in digitalen Formaten unsere Teilnehmer:innen bei der Stange halten, sie neugierig machen und die Trainings kurzweilig, lebendig und kreativ gestalten?
Lebendige Live-Online-Trainings: Vom Teilnehmer zum Teilgeber
Wir alle wissen von der Erfolgsformel Teilnehmer:innen zu Teilgeber:innen zu machen und dass wir als Trainer:innen eher aus dem Hintergrund agieren und lenken. Meines Erachtens betrifft das Online Formate noch viel mehr als Präsenz-Seminare – alleine weil die Teilnehmer:innen hier viel mehr möglichen Ablenkungen ausgesetzt sind wie z.B. aufploppende Mails und Nachrichten. Umso wichtiger ist es in unseren Seminaren viel Abwechslung zu ermöglichen und beispielsweise die Menschen in unterschiedlichen Gruppenkonstellationen zusammenarbeiten zu lassen.
Online Kollaborationstools als Schweizer Taschenmesser
Was ich als unterstützende Möglichkeit für lebendige Live-Online-Trainings kennengelernt habe ist die Gestaltung und Nutzung von Online Kolloborationstools wie miro, mural oder Conceptboard. Damit lassen sich Online-Workshops und Webinare noch kreativer und lebendiger gestalten. Ich nutze diese Tools neben den gängigen Videokonferenz-Systemen wie zoom oder MS Teams ein. Diese Kollaborationsboards richtig eingesetzt sind wie ein „Schweizer Taschenmesser“. Diese Online-Tools können:
- Meetings und Moderationen unterstützen,
- als gemeinsamer virtueller Workspace dienen,
- Dokumentations- oder Präsentationsfläche sein,
- als zeitunabhängiges Kollaborativ-Tool eingesetzt werden,
- Gruppen- und Einzelarbeiten in Trainings abbilden und/oder
- Präsentationsmedium sein.
Lebendige Live-Online-Trainings: Beispiel Zeit- und Selbstmanagement
Stellen wir uns einfach vor, Sie möchten ein Zeit- und Selbstmanagement Live-Online-Training als interaktives und abwechslungsreiches digitales Training gestalten. Sie nutzen ein gängiges Videokonferenz-Programm wie zoom oder MS Teams und wählen zusätzlich ein Online Kollaborationstool aus. Nach der Auswahl der Tools könnten Sie dann so vorgehen:
Wenn Sie Ihren groben Trainings-Ablauf und die Inhalte klar haben, geht es in die Board Gestaltung. Es muss an der Stelle noch nicht alles 100%-ig sein, auf dem Weg ergeben sich bestimmt weitere Ideen. Ziel der Boardgestaltung ist es eine attraktive Lernlandschaft zu kreieren, die den Teilnehmenden Orientierung gibt und sie zudem inspiriert. Sie überlegen sich anfangs, wie viele „Räume“ Sie für Ihr Training brauchen. Ein Raum kann zum Beispiel der Willkommensraum sein, wo sich das Willkommens-Flipchart, die Agenda, die Zeiten und andere wichtige Infos befinden. Hier können Sie beispielsweise ein ansprechendes Landschaftsbild als „Hintergrund“ und somit als virtuellen Raum einsetzen oder ein zum Seminarthema passendes Bild.
Visualisierungseffekte für lebendige Live-Online-Seminare nutzen
Eine schöne Visualisierung ist bei Online-Trainings für mich das A&O. Wir schaffen mit der Auswahl der Bilder eine bestimmte Lernatmosphäre und nutzen zudem den Priming Effekt. Wenn jemand auf eine schöne Alm oder eine schöne Blumenwiese schaut, ist er:sie mit Sicherheit inspirierter als wenn er auf eine weiße Wand/weißes Whiteboard schaut. Das regt die eigene Kreativität an und hilft die Teilenhmer:innen in einen entspannten und guten Lernzustand zu kommen.Bilder lassen sich ganz einfach bei den Kollobartionstools hochladen, eine kostenfreie Bilddatenbank ist beispielsweise pixabay.com oder www.pexels.com.
„Eine schöne Visualisierung ist für mich das A&O. Wir schaffen mit der Auswahl der Bilder eine bestimmte Lernatmosphäre und nutzen zudem den Priming Effekt.“
Sarah Remmel
Fallbeispiel Zeit und Selbstmanagement Live-Online-Seminar
Blicken wir nochmals auf das Zeit und Selbstmanagement Training: Ein erstes Thema könnten zum Beispiel die Zeitdiebe im Berufsalltag sein. Angenommen Sie möchten hierzu eine Gruppenübung machen, könnten Sie hierzu 2 virtuelle Gruppenräume gestalten. Dann suchen Sie einfach wieder ein passendes Bild heraus und laden dieses Bild zwei Mal in miro hoch. Die Aufgabenstellung können Sie auf Sticky Notes in beiden Räume festhalten. Auch lassen sich Fotos von Flipcharts (z.B. mit Arbeitsaufträgen) wunderbar nutzen, dann können Sie auf Bestehendes zurückgreifen, es verbindet die Präsenz mit der Online-Welt und es macht die Boards noch persönlicher.
Dann markieren Sie die Bilder als „Abschnitte (Conceptboard) bzw. Rahmen/Frames (miro). Über diese Abschnitte können die Teilnehmer:innen selbst leicht ein diese Räume reinspringen. Wir können diese auch entsprechend benennen wie z.B. Gruppenraum 1 Zeitdiebe und Gruppenraum 2 Zeitdiebe. Alternativ könnten Sie das ausgesuchte Bild für den Raum einmal hochladen und beispielsweise links den Arbeitsbereich für Gruppe 1 und rechts für Gruppe 2 markieren.
Navigation der Online-Teilnehmer:innen
Die Navigation der Teilnehmer:innen läuft dann über diese Abschnitte. Es braucht in der Regel Zeit und eine Führung von uns Trainer:innen, bis sich alle mit der Technik wohl fühlen. Hier hilft es auch vorab eine „Spielwiese/Probeboard“ an die Teilnehmer:innen mit ein paar Tipps und Video Tutorials zu versenden. So haben alle die Möglichkeit, vorab alles auszuprobieren und sich so im Training nur auf die Inhalte fokussieren zu können. Falls es trotzdem mal jemanden gibt, der naus irgendwelchen Gründen nicht zurecht kommt (z.B. wegen schlechtem Internet oder „Technikphobie“) können im Team auch Rollen vergeben werden. Diese Person schaut dann einfach zu und teilt ihre Ideen im chat oder mündlich, ein andere mit Zugriff, hält alles auf dem Board fest. Ich teile auch zusätzlich immer meinen Bildschirm über Teams, Zoom oder das begleitenden Videocall-Tool, damit alle stets orientiert sind, wo wir sind.
Weiterhin gibt es einen sogenannten Präsentationsmodus bzw. die Follow me Funktion. Diese Funktion können Sie auch nutzen, damit alle Teilenhmer:innen automatisch dorthin fliegen wo Sie alle haben wollen. Das hilft insbesondere bei sehr kurze Trainings oder Vorträgen, wenn nicht so viel zeit zum selber Erkunden bleibt…
Der Vorteil auf diesen Modus zeitweise zu verzichten ist, dass sie Teilnehmer:inn selber aktiv sein müssen und daher „wach“ bleiben.
Lebendige Live-Online-Trainings: Kreativer Konzeptionsprozess
Die Gestaltung eines solchen Boards ist ein toller kreativer Prozess. Ideen entstehen beim Machen. So können Sie anhand Ihres Trainerleitfadens Raum für Raum gestalten. Mein Tipp: Achten Sie unbedingt auf die Zeit und parken Sie Ihren inneren Perfektionisten „vor der Tür“. Sonst könnten Sie Gefahr laufen zu viel Zeit bei der Vorbereitung zu verlieren. Auf der anderen Seite: Wenn Sie einmal ein Seminarboard aufgebaut haben, können Sie das wunderbar mehrfach einsetzen und es auch immer weiterentwickeln.
Online eine interaktive und lebendige Teamarbeit ermöglichen
Apropos Kreativität: Was bei den Teilnehmenden auch richtig gut ankommt, eine angenehme Atmosphäre schafft und das Training sehr kurzweilig macht sind interaktive Lerneinheiten, die Spaß machen.
So baue ich beispielweise gerne auch mal ein Quiz mit ganz einfachen Mitteln, das wir dann z.B. als aktivierendes Warm Up nutzen, um ins nächste Thema einzusteigen. Ich überlege mir vorab Fragen – bei Zeitmanagement zum Beispiel „Was sind die größten Zeitfresser in Ihrem Unternehmen? oder „Wie priorisieren Sie?“ „Was würden Sie einem Praktikanten oder einem Auszubildenen in Sachen Planung ans Herz legen?“ Die Fragen überdecke ich dann mit Sticky Notes, die ich mit Zahlen überschreibe. Und die Namen der Teilnehmdenen kommen ebenfalls auf andersfarbige Sticky Notes, die ich dann jeweils mit Buchstaben Sticky Notes überdecke. Im Training startet einfach eine:r und nennt eine Zahl und einen Buchstaben. So ein Quiz bringt Abwechslung, Spannung und Spaß ins Online-Training und führt auf der anderen Seite in ein Thema ein. Alternativ könnten Sie das auch als Wissensquiz zum Ende hin machen. Auch hier gibt es vielfältige Möglichkeiten.
Genauso könnten Sie auch ein Memory zur Gruppenzuordnung nutzen. Einfach zum Beispiel 2 Motive in gleich großen Kästen für die Gruppen nutzen wie z.B. Erdbeere und Ananas. Dann bei 10 Teilnehmer:innen jeweils 5 mal die Motive aufs Board kopieren und mit Sticky Notes überdecken. Dann die Teilnehmenden einladen, ein freies Stick Note zu wählen und den Namen draufzuschreiben. Schon haben Sie die Teilnehmenden in 2 Gruppen unterteilt.
Tipps und Ideen zu Aufbau und Strukturen im Board
Nehmen wir zum Schluss nochmal eine Hubschrauber-Perspektive ein: Häufig gestalte ich Boards einfach wie ein Strahl von links nach rechts oder auch als Kreis im Uhrzeigersinn. Auch hier gibt es vielfältige Möglichkeiten: Angenommen Sie haben in Ihrem Kreativitätstraining 3 Hauptthemen können Sie auch einfach ein Dreieck als Struktur nutzen und auch so den Teilnehmenden und sich selbst „Struktur und Ordnung“ verschaffen.
Apropos Struktur: Sie können das gesamte Board am Ende auch als PDF herunterladen, dann haben Sie mit einem Klick Ihr Fotoprotokoll für die Teilnehmenden fertig.
Kreativimpulse zum Schluss
- Learning by doing: Starten Sie einfach in kleinen Schritten. Wie wäre es erstmal eine kurze Session für Kolleg:innen zu gestalten und daraus zu lernen, bevor sie sich direkt an ein mehrtägiges Online-Training begeben?
- Hilfe in Anspruch nehmen: Machen Sie es sich gerade zu Beginn einfach und holen Sie sich eine technische Assistenz. So können Sie sich bei technischen Problemen ganz auf die Inhalte fokussieren. Oder Sie trainieren anfangs im Trainerduo.
- Außerhalb der Komfortzone, doch nicht zu weit: Wenn Sie sich wohl fühlen, kommt diese Entspanntheit auch online bei Ihren Teilnehmer:innen an. Wir können hier Vorbilder sein und offen damit umgehen. Schaffen Sie sich zudem Ihre Wohlfühlatmosphäre, in dem Sie gut vorbereitet sind, Fehler auch im Training zulassen und das möglicherweise mit Ihren Seminarthemen verbinden. Z.B. was macht „Angst“ mit uns? Oder wie können wir unseren „Perfektionismus“ leichter loslassen? Wie können wir mit dem Zeitfresser „Nicht funktionierende Technik“ umgehen? etc.
Sie möchten in einem lebendigen Live-Online-Training erleben, wie Sie das ganze für Ihre Online-Trainings, Meetings oder Online-Workshops ganz konkret nutzen möchten? Sichern Sie sich Ihren Erlebnisplatz am 17.2. von 9 bis 13 Uhr – weitere Infos hier.
Lieber eine 1:1 Beratung und Kreativbegleitung? Schreiben Sie mir gerne.
Was hat Kreativität mit Mentaltechniken zu tun? Lesen Sie hier Impulse, wie Sie über Mentaltechniken und eine positive Haltung leichter Ihr kreatives Unterbewusstsein anzapfen.
Kennen Sie das? Sie brüten tagsüber am Schreibtisch sitzend über einem Problem, kaum sind Sie aufgestanden, in Bewegung, kommen auch die Ideen in Gang. Oder, wenn Sie sich entspannt fühlen – ob nach dem Sport, bei einer Wellness-Auszeit oder einer kurzen Pause auf dem Sofa – begegnen Ihnen plötzlich tolle Einfälle. Entspannung, Bewegung und Leichtigkeit sind eine Einladung an die eigene Kreativität. Das zeigt das Erfolgsbeispiel von Walt Disney: Dem Unternehmer kam auf einer Parkbank seine Idee zum Disneyland, als er seinen Kindern auf einem Karussell zusah – nicht etwa im Büro oder Meetingraum.
Im Gegensatz zu Entspannung ist Stress ein Kreativitätskiller. Das Stresshormon Cortisol schränkt unser freies Denkvermögen ein und blockiert uns. Die beste Möglichkeit, Stress zu bewältigen, ist nicht über die Psyche, sondern über den Körper. Bewegung ist sehr hilfreich, um Stress abzubauen und die Basis für kreatives Denken zu schaffen. Auch die Arbeit am Stehpult kann einem Projekt den besonderen Drive verleihen – Stand-up statt Sitzung ist hier das Motto. Warum also nicht mal eine Runde spazieren, vielleicht gleich mit dem Klienten gemeinsam?
Halten wir also fest: Bewegung, Entspannung und Selbstfürsorge gehen Hand in Hand mit der kreativen Leistungsfähigkeit. Daher ist es sehr wichtig, im Alltag für mehr Gelassenheit, Kraft und Entspannung zu sorgen.
Ressourcenarbeit im Coachingprozess
Sobald jemand in einem ressourcenvollen Zustand beziehungsweise im Flow ist, fließen auch die Ideen aus dem Unterbewusstsein. Das können wir bei uns selbst und bei unseren Teilnehmerinnen und Klienten beobachten. Aus diesem Grund ist die Ressourcenarbeit so wichtig. Ein gestresster Klient hat kaum Zugang zu seinen kreativen Potenzialen, die er zur Problemlösung benötigt. Sobald er die Frage beantwortet hat, wann er sich so richtig entspannt gefühlt hat und in dem Gefühl innerlich ein paar Sekunden „badet“, ist es wesentlich wahrscheinlicher, dass er Ideen zur Lösung seines Themas hat.
Wenn in stressigen Zeiten Ideen hermüssen, gibt es Wege, wie wir unseren Ideenreichtum fördern können beziehungsweise einen Zugang zu ihm finden.
Mentaltechniken
Mentaltechniken unterstützen uns dabei, unsere Gedanken und damit unser gesamtes Wohlbefinden zu lenken. Stress beginnt vor allem in unserem Kopf. Wir denken rund 60.000 Gedanken pro Tag. Die wenigsten davon haben einen konkreten Realitätsbezug. Um anders zu denken, braucht unser Gehirn seine mentalen “Fitnesseinheiten“, um kreativ und leistungsfähig zu bleiben. Jeder von uns kann präventiv durch seine innere Haltung und einfache Übungen für seine persönliche mentale Fitness und Kreativität sorgen. Das sorgt für Innovationen und führt zu innerer Balance und Zufriedenheit.
Positive innere Haltung und Optimismus
Mit unserer Mimik und unserer Körperhaltung können wir unsere Gedanken und Emotionen direkt beeinflussen. Wenn wir eine aufrechte Haltung einnehmen und lachen, versetzt uns das unmittelbar in einen guten Zustand. Eine weitere kleine Stellschraube mit ebenso großer Wirkung ist unsere innere Haltung: Wie reden wir mit uns selbst und wie positiv sind wir uns selbst und unseren kreativen Fähigkeiten gegenüber gestimmt? Viele Visionäre wie Leonardo da Vinci, Thomas Edison, Albert Einstein oder Pablo Picasso hatten genau diese positive Grundeinstellung gemeinsam: Sie blieben dran an einer Sache, auch wenn etwas nicht funktioniert hat. Sie haben sich nicht mit dem zufrieden gegeben, was bereits da war, sondern sie suchten optimistisch nach neuen Möglichkeiten, etwas zu erschaffen. Frei nach Pippi Langstrumpf: “Das habe ich noch nie zuvor versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe!“
Eine positive Grundeinstellung ist nichts, was uns von Geburt an gegeben und unveränderbar ist. Sie ist vielmehr eine bewusste Entscheidung, die wir täglich treffen können. Sehen wir Dinge und Situationen positiv und bewerten sie als Chance oder sehen wir sie negativ und somit als Grenze? Jeder kann eine positive Fehlerkultur für sich selbst entwickeln, auch wenn unsere Emotionen uns gelegentlich dazwischen “springen“.
Mit jedem Fehler können wir lernen, diesen nicht als „Niederlage“ (vgl. Embodiment – „sich niederlegen“) und Bestätigung für unser Nichtkönnen zu sehen, sondern als Lernchance und Möglichkeit, es beim nächsten Mal besser zu machen.
Genau wie eine Idee Zeit braucht, bis sie reif ist, braucht eine positive Grundeinstellung ebenfalls Geduld und Training. So soll Buddha einst gesagt haben: “Wir sind, was wir denken“. Unsere positive Grundeinstellung ist also extrem wichtig für unsere kreativen Erfolge. Sie sorgt dafür, dass wir uns bei Fehlschlägen nicht klein machen, sondern weitermachen und unsere Ziele erreichen.
Übung: Motto für unbewusste Kräfte
Affirmationen– positiv formulierte Kraftsätze – unterstützen uns dabei, positiv und kreativ zu denken. Sie können sich von den folgenden Sätzen inspirieren lassen und schauen, welche Sie persönlich besonders ansprechen und Sie in Ihrem Alltag unterstützen könnten. Oder Sie entwickeln Ihr eigenes Motto. Wiederholen Sie Ihren “Kraftsatz“ im Alltag immer wieder – insbesondere in Situationen, in denen Sie mehr Optimismus gut gebrauchen können, zum Beispiel, wenn Sie ein Meeting besuchen oder vor einem wichtigen Gespräch. Das Schöne ist, Sie können den “Kraftsatz“ nicht denken, während Sie gleichzeitig etwas Negatives denken. Es gibt eine Art „Verdrängungswettbewerb“ der Gedanken. Der positive bekommt Vorfahrt – auch langfristig!
- Ich bin kreativ und mutig.
- Ich habe Mut, alles wird gut.
- Ich habe die kreative Kraft, die alles schafft.
- Ich weiß, was ich erschaffen kann.
Am besten, Sie lokalisieren gleich im Körper, wo Sie das dazugehörige angenehme Gefühl spüren können – und lassen es größer werden.
Übung: Ding-Dong
Diese Übung kann Ihnen helfen, wiederkehrende negative Gedanken umzulenken. Hierzu schreiben Sie in eine erste Spalte negative Glaubenssätze, die Ihnen im Alltag beim kreativen Arbeiten im Weg stehen (Ding). In einer zweiten Spalte entwerfen Sie daraus jeweils positive Sätze wie “Ich schaffe das“ oder “Das wird sich alles auszahlen“ (Dong). Mit jeder Übungseinheit trainieren Sie Ihren Optimismusmuskel. Je häufiger Sie das machen, desto weniger wird in der ersten Spalte stehen.
Übung: Kritiker auf stumm schalten
Genauso wie wir unser Telefon lautlos schalten können, um ungestört zu sein, können wir das auch mit unseren Gedanken machen. Hierzu machen Sie sich den negativen Gedanken, der Ihre Kreativität stört, bewusst. Dann schreiben Sie die entsprechende positive Bestärkung auf. Zum Beispiel: “Unsere Idee ist genial und wird Erfolg bringen!“ Wiederholen Sie das so lange, bis Sie merken, dass Sie den Gedanken immer stärker verinnerlicht haben. Anfangs fühlt es sich vermutlich noch nicht wahr an, doch wenn Sie den Satz ein zehntes oder fünfzehntes Mal aufgeschrieben haben, verselbstständigt er sich immer mehr, und der innere Kritiker ist nicht mehr zu hören.
Übung: Die Perspektive wechseln
Bei dieser Methode geht es darum, aus einer Situation herauszutreten und bewusst alleine oder in der Gruppe andere Perspektiven einzunehmen. Das kann die Sichtweise Ihres Kunden sein, diejenige eines kreativen Vorbilds oder eines Kritikers. Dieses bewusste Springen in „andere Schuhe“ hilft, ein Thema oder eine Fragestellung ganzheitlicher zu betrachten. Das kann am Anfang eines Kreativitätsprozesses sehr hilfreich sein, ebenso in sehr verfahrenen Situationen oder als Technik zwischendrin. Folgende Fragen können Sie nutzen, um eine andere Perspektive einzunehmen, und für sich individuell anpassen:
Was würde Albert Einstein, Steve Jobs, Alex Osborne, meine Oma, ein fünfjähriges Kind, Walt Disney, meine Zielgruppe … zu dieser Fragestellung denken oder fühlen?
Falls es für Ihre Fragestellung hilfreich ist, können Sie auf die einzelnen Sinne eingehen: Was würde Person X sehen, hören, fühlen, riechen oder schmecken?
Wenn Sie vermehrt positive Aspekte zu einer Fragestellung gefunden haben, nehmen Sie bewusst eine konträre Position ein: Was sollten wir noch bedenken? Was könnte kritisch sein? Welche Hindernisse oder Hürden könnte es geben?
Stellen Sie sich vor, das Thema, die Fragestellung wird als Kinofilm inszeniert und Sie sitzen im Zuschauerraum. Was würden Sie als Zuschauer wahrnehmen? Während eines solchen Perspektivwechsels hat es sich bewährt, sich zu bewegen. Hierzu können Sie beispielsweise die Fragen auf Zettel schreiben, sich dann zu diesen Zetteln im Raum hinbewegen und die jeweilige Frage beantworten. Solche Fragen können Sie immer wieder einstreuen und sie bewusst in kreativen Prozessen nutzen. Es gibt zudem bewährte Kreativitätstechniken wie die Walt-Disney-Strategie, die sechs Denkhüte nach de Bono oder die Kopfstand-Methode.
Achtsam sein, meditieren und entschleunigen
In Meditationskreisen heißt es, wenn man wenig Zeit hat, sollte man versuchen, täglich fünf bis zehn Minuten zu meditieren. Wenn man gar keine Zeit hat, dann mindestens eine Stunde täglich. In einer sich immer schneller drehenden Welt ist das eine neue Art von Zeitmanagement. Und sie rentiert sich! Die Heilkraft der Meditation ist mittlerweile wissenschaftlich bewiesen. In den letzten Jahren gibt es auch innerhalb der Wirtschaft und Arbeitswelt ein sehr starkes Interesse an den Wirkungsweisen der Meditation und ihren Einflüssen auf unsere Produktivität und Kreativität. Meditieren heißt zur Ruhe kommen, sich hinsetzen, die Augen schließen, sich bewusst auf den Atem fokussieren, aufkommende Gedanken und Emotionen betrachten – ohne sie zu bewerten – und diese dann weiterziehen zu lassen. Es sind also Übungen, die auf die volle Konzentration auf den Moment zielen. Das hat entgegen mancher Vorstellung auch nichts mit Räucherkerzen oder magisch-spirituellen Kräften zu tun. Medizinische Studien beweisen, dass wir unser Gehirn mithilfe von Meditation “umprogrammieren“ können. So können wir uns in einen Zustand versetzen, in dem wir produktiver und kreativer sein können. Meditation hat noch weitere sehr positive Effekte, insbesondere im Hinblick auf kreatives Arbeiten:
- Sie werden einfallsreicher.
- Sie können sich besser konzentrieren.
- Sie können einfühlsamer kommunizieren, was die Team-Kreativität stärkt.
- Sie lernen das Gedankenkarussell zu stoppen.
- Sie verbessern Ihre Intuition.
- Sie empfinden mehr (grundlose) Freude (Glückshormone).
- Sie reduzieren Angstgefühle, Sie fühlen sich entspannter
- Sie stärken Ihr Immunsystem.
- Sie steigern Ihre Empathie, was die Team-Kreativität stärkt.
- Sie können ein positives Verbundenheitsgefühl mit der Welt erleben (Bindungshormon Oxytocin) – und natürlich mit Ihrem Kreativteam.
Alleine diese Aufzählung zeigt, wie wertvoll Meditieren für Kreativprozesse ist und dass es viele weitere positive “Begleiterscheinungen“ mit sich bringt.
Es zeigt sich somit, dass in der Ruhe die kreative Kraft wohnt – viel Freude beim Entschleunigen im Alltag und Entdecken Ihrer kreativen Kräfte!
How can we totally fail our studies? Ein witziger Persepktivwechsel mit der Kopfstandmethode hilft der Kreativität auf die Sprünge und Ideen mit Spaß zu finden!
Studierende einer internationalen Fachhochschule machten hierzu in dem Online Impuls Workshop „Creativity and innovation management“ einen (mentalen!) Kopfstand und sammelten mit Freude Ideen zu dieser ver-rückten (im wahrsten Sinne des Wortes) Fragestellung.
Die Kopfstand Ideen drehten sie im zweiten Schritt wieder auf die Füße.
So fanden sie zu ihrer Ursprungsfrage „How can we sucessfully master our studies“ geniale Antworten. Das Ideen finden fiel ihnen viel leichter als mit einem klassischen Brainstorming. Und macht nebenbei auch mehr Spaß!
Und wandten danach auch gleich die Reizworttechnik an, um noch mehr Ideen zu generieren, wie sie ihr Studium erfolgreich meistern können.
Das Ergebnis lässt sich sehen (auch auf dem Seminarboard aus dem digilogen Seminarhaus) und zudem spüren. Die Teilnehmer*innen gingen inspiriert und begeistert aus dem abendlichen Impuls-Workshop. Mit Ideen zum Anwenden der Kreativitätstechniken und Ideen für ein erfolgreiches Studieren.
Und meine knapp 2 jähige Tocher und sozusagen „Co-Trainerin“ lebte den Teilnehmer*innen wahre Kreativität vor. Sie saß auf meinem Schoß und beobachte alles NEUgierig, erkundete NEUgierig ihre Umgebung mit allen Sinnen und zeigte den Studierenden auch, wie wichtig es auch für unsere Kreativität ist, einfach mal ein Nickerchen zu machen…
Thinking out of the box! Wir alle wissen es: Von Kindern können wir sehr viel lernen – natürlich auch über Kreativität!
Thinking out of the box war Seminarthema und zugleich Programm der gesamten Präsenz-Veranstaltung für einen meiner HAUFE Akademie Kunden aus der Kreativbranche.
Gemeinsam mit unserer fast zweijährigen „Co Trainerin und Tochter“ leitete ich das englische Kreativitätstraining in Frankfurt. Von Geburt an ist unsere Tochter ganz selbstverständlich mit an Seminarboard, das ist unser gemeinsamer „ver-rückter und doch so normaler“ Weg.
Beim gestrigen Thinking out of the box Seminar genoss sie wie immer die Nähe zu Mama, erkundete behutsam den Raum, spielte mit Seminarutensilien oder schlief auf meinem Schoß während ich über die 2 Prinzipien „Let and make creativity happen“ referierte. Die Teilnehmer*innen hingegen waren wach und begeistert von der wohl jüngsten Co-Trainerin😊. Und beobachten, wie natürlich neugierig und kreativ sich die junge Trainer*in zeigte.
Weiterhin machten die 12 Teilnehmer*innen aus England, Frankreich und Deutschland gemeinsam
- mentale Kopfstände,
- nutzen Zufallsbegriffe wie Pelzmantel oder Surfbrett, um auf neue Ideen zu kommen,
- kreierten im Träumerraum geniale Ideen, die sie im Macher Raum verfeinerten, um sie danach im konstruktiven Kritikerraum zu überprüfen.
Kurzum: Ein kreativerfolgreicher Tag für alle…
Sarah und Maila waren ein unschlagbares Team! Der Workshop war unglaublich inspirierend und noch inspirierender war der Umgang mit Maila, die einen integrativen Teil des Workshops darstellte und uns dazu bewogen hat uns frei von den „Altlasten“ zu machen sowie wie manchmal die Neugierde eines Kindes zu haben.
Teilnehmerin Lena Berglez, Senior Account Executive
Anwendungstipps zur Kopfstandmethode
Die mentale oder auch agile Kopfstandmethode gehört zu den chaotisch intuitiven Kreativitätsmethoden wie zum Beispiel auch die Reizwortmethode. Die Methode eignet sich in der Ideenfindungsphase, also um neue Ideen zu generieren. Das können Ideen und neue Lösungsansätze zu Produkten, Dienstleistungen, Weiterentwicklungen von Produkten, Ideen oder vielen weiteren Themen bzw. Fragestellungen sein.
Weiterhin eignet sich die Kopfstandmethode insbesondere, wenn die Stimmung zu einer bestimmten Fragestellung nicht die Beste ist. Beispielweise, wenn einige Teilnehmer der Gruppe der Fragestellung nicht positiv gegenüberstehen, das Thema möglicherweise »verbrannt« ist, Teilnehmer dem Ganzen skeptisch gegenüber stehen oder Sie einfach gemeinsam im Team auf »ver-rückte« neue Ideen kommen möchten. Denn sie geben den Skeptikern Raum, ihre kritischen Punkte auszusprechen und dabei humorvoll zu sein. Natürlich ist es das Ziel, aus diesen genannten Punkten im späteren Verlauf Strategien abzuleiten. Die Teilnehmerzahl sollte idealerweise zwischen vier und zwölf Personen liegen. Sie eignet sich auch sehr gut für digitale Kreativsessions. Weitere Tools, Kreativimpulse und Praxistipps bekommen Sie in unserer digilogen Ideenwerkstatt am 7.7.21 sowie im Buch Kreativitätsboost für Ihr Marketing Neue Wege der Ideenfindung.
Ablauf der Kopfstandmethode
1. Zu Beginn der Übung wird die Fragestellung für die Kopfstandmethode festgelegt.
2. Anschließend drehen Sie gemeinsam die ursprüngliche Fragestellung wortwörtlich auf den Kopf. Wenn Sie beispielweise zu der Frage »Wie können wir unsere Stammkunden binden?« Ideen sammeln wollen, stimmen Sie im Team gemeinsam über die neu formulierte Frage ab. Die Kopfstand-Frage kann beispielweise lauten: »Wie können wir unsere Stammkunden vergraulen?«
Durch diese Umformulierung fügen Sie nicht nur ein »kein« oder »nicht« ein, sondern geben sich im Team die Zeit, die richtige provokante Fragestellung zu formulieren. Die neue Frage sollte provozierend und absurd sein, denn das provoziert neue und andere Perspektiven in der Ideenrunde. Die Frage »Wie können wir die Stammkunden nicht binden?« besitzt ein geringeres Provokationspotenzial als die Frage, wie wir unsere Stammkunden vergraulen können. Der weitere Vorteil einer provokativen Fragestellung ist: Häufig wissen wir ganz genau, warum etwas nicht funktioniert, und erkennen die Fehler und Stolpersteine. Doch die Lösungen sehen wir nicht so direkt und klar. Das zeigt, wie wichtig es ist, den Fokus auf eine gute Formulierung der Fragstellung zu legen.
3. Jetzt starten Sie mit der Ideensuche zur provokanten Frage. Sie werden feststellen, dass zu einer solchen absurden Sichtweise schnell Ideen im Team zusammen kommen. Und eine weitere wichtige wie wertvolle Begleiterscheinung dieses besonderen »Brainstormings« ist, dass Teilnehmer über diese Absurdität lachen, mit anderen Worten, sie haben Spaß. Und das sind in der Tat die besten Voraussetzungen für kreative Prozesse.
4. Nachdem sie verrückte Ideen schriftlich gesammelt haben, drehen Sie diese einfach wieder herum – und auch diesen Schritt gehen Sie gemeinsam im Team. Schauen wir uns das Beispiel »Stammkunden vergraulen« an.
Praxistipps zur Moderation
Nicht immer lassen sich alle Teilnehmer direkt auf die Kopfstandmethode ein, da sie ihnen teilweise albern oder nicht zielführend erscheint. Hier empfehle ich Erfolgsbeispiele mit in den Workshop zu nehmen und als Moderator solchen Einwänden den Wind aus den Segeln zu nehmen. Zudem können Sie sich als Moderator auch den engagierten Teilnehmern und Fürsprechern dieser neuen Methode zuwenden und sie als Unterstützer zu Wort kommen lassen. Laden Sie die Teilnehmer ein und machen Sie ihnen gerade zu Anfang Mut, sich auf diese neuen Wege einzulassen. Weiterhin ist es empfehlenswert, dass Sie die Kopfstand-Methode vor dem Workshop oder Meeting am gleichen Beispiel vorbereiten, damit Sie notfalls ein oder zwei Beispiele einfließen lassen können, um den Prozess in Gang zu bringen. Wichtig ist es, den Kritikern souverän und gelassen zu begegnen. Auch hier können Sie auf die Kreativitätsregeln verweisen, die bestenfalls visualisiert im Raum hängen.
Kopfstand digital und digilog
Unmögliches möglich machen. Das können wir nur, wenn wir das auch gedanklich zulassen. Dazu ist der Kopfstand als Kreativitätsmethode ein WUNDERbares Werkzeug, das auch in digitalen Kreativsessions genial funktioniert. Empfehlenswert sind hierbei virtuelle Räume, die den Kreativprozess fördern und beschleunigen. Der Kopfstandraum im digilogen Seminarhaus zeigt, wie visuelle Reize den Ideensuchenden helfen auf geniale Ideen zu kommen. Im Vergleich zu einem einfachen Whiteboard werden die kreativen Zellen befeuert und die Teilnehmden sind gelangen leichter in einen kreativen Flow. Spaß und kreative Erfolge gehen hier Hand in Hand.
Design Thinking trägt auch den Namen Human Centred Design, denn bei allem steht der Mensch bzw. Anwender im Mittelpunkt. Die Methode zielt darauf, Lösungen zu finden, die aus Anwendersicht überzeugend sind.
Geprägt hat den Begriff Design Thinking insbesondere David Kelley, Gründer der renommierten Design- und Innovationsagentur IDEO, der auch die d-school an der Stanford University mit aufbaute.
Drei Kernprinzipien im Design Thinking: People, Place und Process
Im Design Thinking gelten die drei Kernprinzipien People, Place und Process, die die Arbeit und Denkkultur prägen. Schauen wir uns das genauer an:
People: Dieses Prinzip fordert interdisziplinäre Teams – also eine Zusammenarbeit von Experten aus unterschiedlichen Bereichen, die gemeinsam Grenzen überwinden können. Hierbei gilt das T-Shape-Prinzip: Der vertikale Teil des Buchstabens steht für tiefes Wissen in einem Fachgebiet und der horizontale Teil des Ts für breitgefächerte interdisziplinäre Kenntnisse des Teams.
Place: Nach diesem Design Thinking Prinzip soll eine freie und flexible Arbeitsumgebung genutzt werden, die Kreativität fördert. Stehtische, ausreichend Platz, bewegliche Möbel, Whiteboards, Haftnotizzettel, Materialien zum Prototypen sind eine typische Ausstattung dieser Kreativräume. Das Gleiche gilt beim virtuellen Arbeiten. Hier helfen inspirierende Landschaften und visuelle Reize wie beispielsweise im digilogen Seminarhaus (siehe Galerie).
Process: Der Design Thinking-Prozess besteht aus den drei Hauptphasen Inspiration, Ideenfindung und Implementierung. Diese wiederum lassen sich in die sechs Phasen Verstehen, Beobachten, Synthese, Ideation, Protoyping und Testen unterteilen . Weiter unten finden Sie einen detaillierten Ablauf mit weiteren Tipps zu den einzelnen Phasen. Der Prozess wird häufig linear dargestellt, ist jedoch iterativ gestaltet, d. h. das Design Thinking-Team wiederholt bei Bedarf einzelne Phasen.
aus Kreativitätsboost für Ihr Marketing Neue Wege der Ideenfindung
Spielerisches und logisches Denken im Design Thinking
Auch wechseln sich im Design Thinking Phasen der Divergenz und Konvergenz ab, sind aber jeweils klar voneinander getrennt. In divergenten Phasen liegt der Fokus auf spielerisches Denken und einer Vielzahl an Ideen, während mit dem konvergenten, logischen Denken Erkenntnisse und Ideen zusammengeführt und verdichtet werden.
Visualisierung und Prototyping spielen ebenfalls eine wichtige Rolle im Prozess. Ideen werden mit Skizzen oder Storyboards visualisiert und zudem werden schnell und einfach Prototypen beispielweise mit Lego, Knetgummi oder Bastelmaterial angefertigt. Ein IT-Programm kann auch einfach mittels Skizzen gezeichnet sein. Es ist wichtig, hier nicht perfektionistisch und zeitintensiv Prototypen zu entwickeln, sondern mit möglichst geringem Aufwand mutig und schnell vorzugehen.
Die wichtigsten Regeln für den Design Thinking Prozess
aus Kreativitätsboost für Ihr Marketing Neue Wege der Ideenfindung
Der Design Thinking Prozess im Detail
Die ersten drei Phasen im Design Thinking Verstehen, Beobachten und Synthese dienen der Beschäftigung mit dem Problem und werden auch als Problemraum bezeichnet. Und die anschließenden drei Phasen Ideation, Prototyping und Testen machen den Lösungsraum aus. Problem und Lösung werden dabei klar voneinander getrennt betrachtet. Tauchen wir nun tiefer in die sechs Phasen ein:
Verstehen kommt vor verstanden werden
1. Verstehen: Albert Einstein sagt: »Wenn ich eine Stunde habe, um ein Problem zu lösen, dann beschäftige ich mich 55 Minuten mit dem Problem und fünf Minuten mit der Lösung.« Dieser erste Schritt widmet sich ausschließlich damit, das Problem gänzlich zu verstehen – er ist die Basis für alles, was folgt, und sollte daher so genau und gründlich wie möglich wahrgenommen werden. Dabei decken Sie möglichst alle Zusammenhänge auf und analysieren, wer involviert ist, welche Vorgeschichte es gibt usw. Hierzu können Sie als Tool eine Mindmap verwenden, um alle Aspekte zu sortieren.
Beobachten in der Empathiephase
2. Beobachten: Beobachten wird auch häufig als Empathie-Phase im Design Thinking bezeichnet, denn hier geht es darum, sich in den Nutzer hineinzuversetzen und seine Bedürfnisse und Emotionen herauszufinden. Wie fühlt sich der Nutzer mit dem Problem? Welches Bedürfnis hat er in einer bestimmten Situation?
Das ist eine sehr wertvolle Phase, die eben nicht nur die Eisbergspitze, wie z. B. das Verhalten, betrachtet, sondern tief eintaucht, um auch für den Nutzer oftmals unbewusste Bereiche zu entdecken. Hier hilft es, die Nutzer genau zu beobachten und insbesondere ihre Gesichter zu lesen. Denn das ist die Bühne der Emotionen. Alles zeigt sich unwillkürlich im Gesicht, auch wenn das dem Nutzer nicht bewusst ist oder er etwas verbergen will. Qualitative Marktforschung in Form von Tiefeninterviews oder auch Selbsterfahrung sind typische Tools in dieser Startphase.
Zusammenführen von Phase 1 und 2
3. Synthese: In dieser dritten Phase des Problemraums werden die Erkenntnisse aus den ersten beiden Phasen zusammengeführt. Deswegen ist hier konvergierendes Agieren gefragt: Der Kern des Problems wird definiert. Und das Ganze verschmilzt in der entsprechenden Leitfrage, die startet mit »Wie könnten wir …?«.
Die letzten 3 Phasen Ideation, Prototyping und Testen bzw. der Lösungsraum
4. Ideation: In dieser Ideenfindungsphase regiert das divergente und spielerische Denken. Sie leitet die Lösungsphase ein. Hier können Sie sämtliche Ideenfindungs- Tools nutzen, um wilde Ideen zur Problemlösung zu entwickeln. Die bekannten Regeln des divergierenden Denkens – Quantität vor Qualität, Kritik zurückstellen, visualisieren und auf den Ideen anderer aufbauen – gelten hier. Hier eignen sich sämtliche intuitiv-fantasieanregenden Tools wie zum Beispiel die Kopfstand-, die 635- oder auch die Reizwortmethode . Die Phase wird konvergent mit einer Ideenbewertung abgerundet.
Lösungen greifbar machen
5. Protoyping: Diese Lösungsphase zeichnet Design Thinking aus, denn hier geht es darum, die Lösungen sehr schnell und mit wenig Aufwand greifbar zu machen. Einfache Prototypen werden gezeichnet, gebastelt oder konstruiert. Hier kommen insbesondere Legosteine, Knetgummi, Rollenspiele oder auch Zeichnungen zum Einsatz. Statt Perfektionismus ist hier Mut zum »einfachen und unfertigen Modell« gefragt. Denn damit lässt sich viel schneller erkennen, ob die entwickelte Lösung für den Nutzer passt und was sich noch optimieren lässt. Bevor beispielsweise Programmierer in die Entwicklung gehen, kann das Team anhand einfacher Zeichnungen ein direktes Feedback zum Aufbau und Handling vom Nutzer erfahren. Somit spart das Team am Ende des Prozesses, in der Entwicklungsphase, Zeit und auch Budget.
Prüfen, wie es ankommt
6. Testen: Der entwickelte Prototyp kommt in dieser Phase zum Einsatz, um zu prüfen, wie die Idee beim (zukünftigen) Nutzer ankommt und was sich noch verbessern lässt. Welche weiteren Wünsche hat der Kunde an den Prototypen? Hier heißt es zu beobachten, zu fragen und eine positive Fehlerkultur zu leben. Es ist wertvoll, wenn sich in dieser Phase Fehler zeigen, bevor das Produkt am Markt »floppt«. Mit diesen wertvollen Hinweise oder Erkenntnissen kann das Team nochmals in die Ideationsphase »springen«, um Ideen für das Problem zu finden. Der Prozess ist beendet, wenn der Nutzer in der Testphase begeistert ist und seine bewussten und unbewussten Bedürfnisse erfüllt sind.
Fazit
Insbesondere in unserer schnelllebigen Zeit erfreut sich Design Thinking zunehmender Popularität. Die strukturierte Vorgehensweise, die Kreativität ermöglicht, die konsequente Anwenderorientierung und die Möglichkeit, durch schnelles Prototyping frühzeitig Fehler aufzudecken, machen Design Thinking zu einem sehr nützlichen Instrument, um auf die Probleme unserer Zeit effizient Lösungen zu finden. Und es ist zugleich mehr als ein Tool, es lädt ein zur Gestaltung einer kreativen Kultur.
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Kreativität im Unternehmen lässt sich durch ideale Rahmenbedingungen für Ideenentwicklungen und Innovationen gezielt fördern – insbesondere Innovationsräume gelten als Brutkästen für Ideen und Kreativität. Vielseitige Impulse finden Sie in meinem neuen Buch „Kreativitätsboost für Ihr Marketing – Neue Wege der Ideenfindung“ . Hier nun ein exklusiver Ausschnitt aus dem Buch mit Markus Müller im Experteninterview zu Innovationsräumen.
Kreativräume für Meetings, Offsites und Workshops
Immer mehr Unternehmen setzen auf eigene Kreativräume, um Innovationen zu fördern oder mieten regelmäßig Innovationsräume für Offsites, Teammeetings oder andere wichtige Zusammenkünfte. Ein Innovationsraum hat den Zweck, ein »Brutkasten« für Ideen zu sein mit einem ideenfördernden Umfeld. Er unterscheidet sich deutlich von Seminar- und Besprechungsräumen in Gestaltung und Ausstattung. So finden Ideensuchende in den Räumen neben Flipcharts, Metaplanwänden, Beamer vor allem Prototyping-Material und Werkzeuge, um ihre Ideen zu visualisieren, fern von allen PowerPoint-Konzepten. Auch lädt der Raum weniger zum Sitzen als zum Bewegen ein. Zwar gibt es auch Sitzgelegenheiten, doch weniger feste Tischgruppen und Stühle. Es ist alles offener und flexibler gehalten und lädt zum spielerischen Arbeiten ein. Sie sollen die Zusammenarbeit beleben und ein »Out of the box«-Denken fördern.
Innovationskultur ist entscheidend
Doch ein Innovationsraum allein macht noch längst kein Unternehmen kreativ! Neben einer professionellen Moderation, die Kreativität fördert braucht es eine Innovationskultur und Führungskräfte, die diese Kultur vorleben. Jeder Mitarbeiter sollte Zugang zu den Räumlichkeiten haben und diese zu nutzen wissen. Denn sie sollen ja nicht als weiteren Besprechungsraum umfunktioniert werden, sondern Ideen und Innovationen fördern.
In dem folgenden Interview aus dem neuen Buch „Kreativitätsboost für Ihr Marketing – Neue Wege der Ideenfindung“ verrät Experte Markus Müller, Inhaber und Gründer von SOUL WORXX und dem Innovationsraum Denkdach, was es hierzu alles ganz konkret braucht und welche Möglichkeiten Unternehmen haben.
Experteninterview mit Markus Müller – Workshops im Wohnzimmer
Sarah Remmel: Markus, als Innovationsexperte und Berater begleitest du bereits seit 15 Jahren Unternehmen in der Schweiz und Deutschland in Sachen Innovationsmanagement und verfügst über tiefe Einblicke in die Praxis. Welchen Stellenwert nehmen Innovationsräume heutzutage für Unternehmen ein? Wo stehen Unternehmen bei dem Thema »Innovationsräume« Ihrer Meinung nach?
Markus Müller: Innovations- und Kreativräume sind eine wichtige und gute Sache. Sie erlauben es, aus dem sprichwörtlichen Hamsterrad der täglichen Arbeit auszubrechen und eine neue Perspektive einzunehmen. Sie geben uns im wahrsten Sinne des Wortes einen gewissen Freiraum.
Für viele Firmen gehört ein Kreativraum zum guten Ton. Eine Modeerscheinung. Ich habe aber das Gefühl, dass viele Unternehmen einen Innovationsraum auf die leichte Schulter nehmen. Letztlich ist ein Kreativraum bloß ein Puzzleteil innerhalb einer guten Innovationskultur. Nur mit einem Innovationsraum wird man definitiv nicht innovativer.
Denkdach für Workshops wie im Wohnzimmer
Sarah Remmel: Du hast selber letztes Jahr den Innovationsraum »Denkdach« in Olten in der Schweiz eröffnet. Du nennst es auch »Workshops im Wohnzimmer«. Für wen hast du dieses öffentliche Wohnzimmer eingerichtet?
Spielerisches Arbeiten ist eine Kernkompetenz der Zukunft!
Markus Müller: Für alle, die aus dem eben beschriebenen Hamsterrad ausbrechen und in kreativer Wohlfühl-Umgebung an neuen Ideen, Projekten, Strategien und Veränderungen arbeiten wollen. Und vor allem: Wir haben eine Umgebung geschaffen, die spielerisches Entwickeln erlaubt. Spielerisches Arbeiten ist eine Kernkompetenz der Zukunft!
Anlässe im Unternehmenskontext
Sarah Remmel: Dass Kreativität und Innovation wichtig für alle Unternehmensbereiche ist, haben viele Unternehmen heute erkannt. Für wen konkret und für welche Anlässe im Unternehmenskontext können deiner Meinung nach Innovationsräume hilfreich sein? Was sind deine Erfahrungen?
Markus Müller: Ach, ich weiß gar nicht, ob man das so festlegen kann oder soll. Das fängt bei Change-Managern an, die mit ihren Teams Kick-offs durchführen. Das können Produktentwickler sein, die erste Produktideen mit entsprechenden Prototypen erstellen. Aber das können beispielsweise auch HR-Fachleute sein, die in wohnlicher Umgebung kritische Gespräche führen möchten. Solche Räume sollen einfach für alle da sein, die frei und ungezwungen arbeiten wollen und müssen.
Innovationsräume im Marketing
Sarah Remmel: Und inwieweit sind Innovationsräume insbesondere für Marketingverantwortliche besonders wertvoll?
Markus Müller: Marketing sollte ja per se schon eine kreative Disziplin sein. Das fängt bei neuen Produkten und Dienstleistungen an. Geht über die Kommunikation und Vermarktung bis hin zu Events. Da braucht es überall visuelle und spielerische Ausdrucksmöglichkeiten, mit denen man die Ideen nicht bloß denken, sondern auch gleich »formen« kann. Nehmen wir einen 0815-Meetingraum. Dort steht doch meistens bloß ein Flipchart drin. Wenn man Glück hat, noch ein Whiteboard mit Moderationskarten. Und wenn man ganz viel Glück hat, Markerstifte, die noch genügend Tinte haben. Damit kann man doch nicht kreativ sein.
Tipps für das Einrichten eines Innovationsraums
Sarah Remmel: Und ganz praktisch: Und was bräuchten Unternehmen, die selber einen Denkraum einrichten wollen? Oder auch mehrere?
Markus Müller: Es braucht ein wenig Platz. Aber allzu viel muss es nicht sein. Es gibt auch keine Regeln, schon ab 30 m2 kann man sich funktionale Räume einrichten.
Es braucht aber auf jeden Fall Räumlichkeiten, in denen man im wahrsten Sinne des Wortes arbeiten darf. Designerräume, die wie Museen eingerichtet sind, funktionieren aus meiner Erfahrung weit weniger gut als »Hands on«-Räume, wo man auch mal etwas ersetzen muss, weil es verbraucht ist. Insofern dürfen es also durchaus auch günstigere Möbel sein, die mobil sind, die man verstellen kann. Und noch etwas … ich lerne immer wieder, dass Mitarbeitende ziemlich genau wissen, worauf es bei ihnen ankommt. Deshalb: es braucht nicht zwingend Innenarchitektinnen oder -architekten, um coole Kreativräume einzurichten!
Denkdach Manifesto und Kreativitätsregeln für Workshops
Sarah Remmel: Du hast ein »Denkdach-Manifesto« entwickelt – was hat es damit auf sich?
Markus Müller: In vielen Kreativräumen hängen heute Verhaltensregeln. Oft sind es überall die gleichen. Gebote, die man einfach kopiert hat. Da heißt es beispielsweise: »Produziere viele Ideen«, »Urteile nicht sofort« oder »Lass auch wilde Ideen zu«. Natürlich sind all diese Gebote noch immer hoch aktuell. Aber wir wollten einfach etwas »Neues«. Und da wir uns auch stark mit der »neuen Arbeitswelt« beschäftigen, sollte das »Manifest« etwas mit den notwendigen weichen Kompetenzen zu tun haben, die es braucht, um in der künftigen Arbeitswelt bestehen zu können.
Ein guter Kreativraum sollte so eingerichtet sein, dass alle acht Punkte des Manifestes abgedeckt werden. Es soll Prototyping-Material da sein. Vielleicht Legosteine und Playmobil-Figuren, viele Stifte und Wachsmalblöcke, mit denen man sich visuell ausdrücken kann. Eine Büchersammlung, aus der man Inspiration holen kann. Bei der Einrichtung sind kaum kreative Grenzen gesetzt. Man soll einfach die Neugier walten lassen können und auch im Raum selbst immer wieder Neues entdecken.
Eigene Innovationsräume vs. Workshops außerhalb
Wahrscheinlich werden jedoch Unternehmen von morgen oder übermorgen gar keine expliziten Kreativräume mehr benötigen. Man spricht heute schon vom »Activity Based Working«.
Sarah Remmel: Welche Vorteile siehst du in einem eigenen Innovationsraum und wann empfiehlst du, Workshops außerhalb des eigenen Unternehmens durchzuführen?
Markus Müller: Ich beginne mit den Nachteilen. Nicht selten steht ein Kreativraum mehr leer, als dass in ihm gearbeitet wird. Und … ein Kreativraum im eigenen Unternehmen ist räumlich zu nah am Arbeitsplatz. Meist lädt dies dazu ein, trotzdem »noch schnell« eine E-Mail zu beantworten, dem Kollegen eine dringende Antwort zu geben oder dauernd erreichbar zu sein.
Ein eigener Kreativraum hat hingegen auch den großen Vorteil, dass er – mehr oder weniger – immer und schnell zur Verfügung steht, wenn man ihn braucht.
Wahrscheinlich werden jedoch Unternehmen von morgen oder übermorgen gar keine expliziten Kreativräume mehr benötigen. Man spricht heute schon vom »Activity Based Working«. Das bedeutet, dass im Unternehmen für alle Arten von Arbeiten die richtige Umgebung vorhanden ist. Man hat informelle Zonen für den lebendigen Austausch, man kann sich für die konzentrierte Arbeit in Ruhezonen zurückziehen oder man hat »lebendige« Zonen, in denen man spinnen, zeichnen, konstruieren, visualisieren darf.
Innovationsraum-Varianten für Unternehmen
Sarah Remmel: Welche Möglichkeiten für Innovationsräume gibt es denn heute für Unternehmen?
Markus Müller: Grundsätzlich kann man drei Varianten unterscheiden: Erstens: eigene Räume (selbst betrieben) inhouse. Zweitens: eigene Räume extern (selbst betrieben, beispielsweise zentral für verschiedene Standorte) oder drittens: Räume durch Externe betrieben, die man dann mietet, wenn man sie braucht.
Eigene Räume (intern oder extern) sind dann zu empfehlen, wenn man den Platz dazu hat, man sie stark auslasten kann und die Kultur und – obwohl ich den Ausdruck nicht gerne höre – Regeln da sind, und man weiß, wer den Raum wofür, wann und wie nutzen darf, soll und kann.
Sarah Remmel: Und wie sieht es mit der Größe aus: Wie viel Platz sollte der Raum bieten und ab welcher Unternehmensgröße empfiehlst du einen Raum zum »Ausbrechen«?
Markus Müller: Das würde ich nicht pauschalisieren wollen. Sicherlich braucht ein »Solopreneur«, also ein Kleinstunternehmer, keinen Kreativraum. Aber schon für Firmen mit einer Größe von fünf bis zehn Personen kann es sich lohnen, wenn mal einer »ausbrechen« kann. Ein Raum selbst sollte mindestens für sechs bis zwölf Personen konzipiert sein. Das ist eine gute Gruppengröße, um einerseits agil und andererseits kreativ arbeiten zu können. Wenn es größere Räume sind, dann sollten Zonen geschaffen werden, in denen man sich in der Kleingruppe »zurückziehen« kann.
Aufwände für Innovationsräume
Das Gute vorneweg: Es braucht nicht viel Geld!
Sarah Remmel: Kommen wir mal zu den harten Fakten: Wie sieht es mit dem finanziellen und zeitlichen Aufwand für Unternehmen aus?
Markus Müller: Das Gute vorneweg: Es braucht nicht viel Geld! Mein liebstes Beispiel ist das folgende: ich kenne eine Einheit der Bundesverwaltung. Die Mitarbeitenden haben einen Raum erhalten, den sie frei einrichten konnten. Ohne Budget. Da wurde man so richtig kreativ und baute sich aus aufgefrischten Euro-Paletten eine Kaffeebar und Sofas. Natürlich braucht es etwas Geld, um gute Stifte, Flipcharts, Pinnwände o. Ä. anzuschaffen. Aber wirklich viel muss es für den Beginn nicht sein. Ins Geld geht es erst dann, wenn man auch technologisch aufrüsten will. Wenn man beispielsweise einen 3D-Drucker, eine VR-Brille und eine gute Filmausrüstung anschafft. Dann kostet es schnell mal einige Tausend Euro. Aber für den Anfang braucht man so etwas nicht zwingend.
Man sollte sich schon ein paar Wochen bis Monate geben, um einen solchen Raum einzurichten. Der Teufel liegt – wie so oft – auch hier im Detail. Plötzlich merkt man, dass man noch ein Buchungstool benötigt, dass man für die beschreibbaren Wände keine Permanent-Marker nehmen darf. Oder dass eine Kaffeemaschine fehlt.
Praktische Anwendungstipps für Innovationsräume
Sarah Remmel: Und wenn der Raum einmal eingerichtet ist – welche Anwendungstipps hast du?
Markus Müller: Am besten funktionieren Kreativräume in einer guten Innovationskultur. Wo alle schon intuitiv wissen, wie man solche Räume benutzt. Ansonsten soll einfach geregelt sein, wie lange man drinbleiben darf und kann. Ich kenne Unternehmen, bei denen man Kreativräume nicht fix buchen kann. First come, first serve. Auch das kann ein Modell sein. Ich glaube, hier gibt es kein »richtig« oder »falsch«, es muss einfach auf die jeweiligen Bedürfnisse angepasst sein.
Sarah Remmel: Vielen Dank, lieber Markus, für deine umfassenden und wertvollen Einblicke und Tipps.
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