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Design Thinking zur Entwicklung neuer Ideen

Design Thinking wird oftmals als eine Trendmethode bezeichnet. Doch sie ist viel mehr: Sie ist eine spezielle Denkhaltung, ein Set an Prinzipien und eine systematische Herangehensweise an komplexe Fragestellungen mit einer Vielzahl von unterstützenden Werkzeugen. Die Fragestellungen können beispielsweise das Produktdesign, die Produktgestaltung, eine Dienstleistung oder irgendeine andere Herausforderung betreffen. Letztendlich braucht es als Voraussetzung nur einen Anwender bzw. Kunden.

Design Thinking trägt auch den Namen Human Centred Design, denn bei allem steht der Mensch bzw. Anwender im Mittelpunkt. Die Methode zielt darauf, Lösungen zu finden, die aus Anwendersicht überzeugend sind.

Geprägt hat den Begriff Design Thinking insbesondere David Kelley, Gründer der renommierten Design- und Innovationsagentur IDEO, der auch die d-school an der Stanford University mit aufbaute.

Drei Kernprinzipien im Design Thinking: People, Place und Process

Im Design Thinking gelten die drei Kernprinzipien People, Place und Process, die die Arbeit und Denkkultur prägen. Schauen wir uns das genauer an:

People: Dieses Prinzip fordert interdisziplinäre Teams – also eine Zusammenarbeit von Experten aus unterschiedlichen Bereichen, die gemeinsam Grenzen überwinden können. Hierbei gilt das T-Shape-Prinzip: Der vertikale Teil des Buchstabens steht für tiefes Wissen in einem Fachgebiet und der horizontale Teil des Ts für breitgefächerte interdisziplinäre Kenntnisse des Teams.

Interdiziplinäre Teams im Design Thinking
Interdiziplinäre Teams sind wichtig im Design Thinking

Place: Nach diesem Design Thinking Prinzip soll eine freie und flexible Arbeitsumgebung genutzt werden, die Kreativität fördert. Stehtische, ausreichend Platz, bewegliche Möbel, Whiteboards, Haftnotizzettel, Materialien zum Prototypen sind eine typische Ausstattung dieser Kreativräume. Das Gleiche gilt beim virtuellen Arbeiten. Hier helfen inspirierende Landschaften und visuelle Reize wie beispielsweise im digilogen Seminarhaus (siehe Galerie).

Process: Der Design Thinking-Prozess besteht aus den drei Hauptphasen Inspiration, Ideenfindung und Implementierung. Diese wiederum lassen sich in die sechs Phasen Verstehen, Beobachten, Synthese, Ideation, Protoyping und Testen unterteilen . Weiter unten finden Sie einen detaillierten Ablauf mit weiteren Tipps zu den einzelnen Phasen. Der Prozess wird häufig linear dargestellt, ist jedoch iterativ gestaltet, d. h. das Design Thinking-Team wiederholt bei Bedarf einzelne Phasen.

Design Thinking Prozess und 3 x i
Design Thinking Prozess und 3 x i Grafik: Katharina Netolitzky ©
aus Kreativitätsboost für Ihr Marketing Neue Wege der Ideenfindung

Spielerisches und logisches Denken im Design Thinking

Auch wechseln sich im Design Thinking Phasen der Divergenz und Konvergenz ab, sind aber jeweils klar voneinander getrennt. In divergenten Phasen liegt der Fokus auf spielerisches Denken und einer Vielzahl an Ideen, während mit dem konvergenten, logischen Denken Erkenntnisse und Ideen zusammengeführt und verdichtet werden.

Visualisierung und Prototyping spielen ebenfalls eine wichtige Rolle im Prozess. Ideen werden mit Skizzen oder Storyboards visualisiert und zudem werden schnell und einfach Prototypen beispielweise mit Lego, Knetgummi oder Bastelmaterial angefertigt. Ein IT-Programm kann auch einfach mittels Skizzen gezeichnet sein. Es ist wichtig, hier nicht perfektionistisch und zeitintensiv Prototypen zu entwickeln, sondern mit möglichst geringem Aufwand mutig und schnell vorzugehen.

Die wichtigsten Regeln für den Design Thinking Prozess

Design Thinking Regeln
Design-Thinking-Regeln Grafik: Katharina Netolitzky ©
aus Kreativitätsboost für Ihr Marketing Neue Wege der Ideenfindung

Der Design Thinking Prozess im Detail

Die ersten drei Phasen im Design Thinking Verstehen, Beobachten und Synthese dienen der Beschäftigung mit dem Problem und werden auch als Problemraum bezeichnet. Und die anschließenden drei Phasen Ideation, Prototyping und Testen machen den Lösungsraum aus. Problem und Lösung werden dabei klar voneinander getrennt betrachtet. Tauchen wir nun tiefer in die sechs Phasen ein:

Verstehen kommt vor verstanden werden

1. Verstehen: Albert Einstein sagt: »Wenn ich eine Stunde habe, um ein Problem zu lösen, dann beschäftige ich mich 55 Minuten mit dem Problem und fünf Minuten mit der Lösung.« Dieser erste Schritt widmet sich ausschließlich damit, das Problem gänzlich zu verstehen – er ist die Basis für alles, was folgt, und sollte daher so genau und gründlich wie möglich wahrgenommen werden. Dabei decken Sie möglichst alle Zusammenhänge auf und analysieren, wer involviert ist, welche Vorgeschichte es gibt usw. Hierzu können Sie als Tool eine Mindmap verwenden, um alle Aspekte zu sortieren.

Beobachten in der Empathiephase

2. Beobachten: Beobachten wird auch häufig als Empathie-Phase im Design Thinking bezeichnet, denn hier geht es darum, sich in den Nutzer hineinzuversetzen und seine Bedürfnisse und Emotionen herauszufinden. Wie fühlt sich der Nutzer mit dem Problem? Welches Bedürfnis hat er in einer bestimmten Situation?

Das ist eine sehr wertvolle Phase, die eben nicht nur die Eisbergspitze, wie z. B. das Verhalten, betrachtet, sondern tief eintaucht, um auch für den Nutzer oftmals unbewusste Bereiche zu entdecken. Hier hilft es, die Nutzer genau zu beobachten und insbesondere ihre Gesichter zu lesen. Denn das ist die Bühne der Emotionen. Alles zeigt sich unwillkürlich im Gesicht, auch wenn das dem Nutzer nicht bewusst ist oder er etwas verbergen will. Qualitative Marktforschung in Form von Tiefeninterviews oder auch Selbsterfahrung sind typische Tools in dieser Startphase.

Zusammenführen von Phase 1 und 2

3. Synthese: In dieser dritten Phase des Problemraums werden die Erkenntnisse aus den ersten beiden Phasen zusammengeführt. Deswegen ist hier konvergierendes Agieren gefragt: Der Kern des Problems wird definiert. Und das Ganze verschmilzt in der entsprechenden Leitfrage, die startet mit »Wie könnten wir …?«.

Die letzten 3 Phasen Ideation, Prototyping und Testen bzw. der Lösungsraum

4. Ideation: In dieser Ideenfindungsphase regiert das divergente und spielerische Denken. Sie leitet die Lösungsphase ein. Hier können Sie sämtliche Ideenfindungs- Tools nutzen, um wilde Ideen zur Problemlösung zu entwickeln. Die bekannten Regeln des divergierenden Denkens – Quantität vor Qualität, Kritik zurückstellen, visualisieren und auf den Ideen anderer aufbauen – gelten hier. Hier eignen sich sämtliche intuitiv-fantasieanregenden Tools wie zum Beispiel die Kopfstand-, die 635- oder auch die Reizwortmethode . Die Phase wird konvergent mit einer Ideenbewertung abgerundet.

Lösungen greifbar machen

5. Protoyping: Diese Lösungsphase zeichnet Design Thinking aus, denn hier geht es darum, die Lösungen sehr schnell und mit wenig Aufwand greifbar zu machen. Einfache Prototypen werden gezeichnet, gebastelt oder konstruiert. Hier kommen insbesondere Legosteine, Knetgummi, Rollenspiele oder auch Zeichnungen zum Einsatz. Statt Perfektionismus ist hier Mut zum »einfachen und unfertigen Modell« gefragt. Denn damit lässt sich viel schneller erkennen, ob die entwickelte Lösung für den Nutzer passt und was sich noch optimieren lässt. Bevor beispielsweise Programmierer in die Entwicklung gehen, kann das Team anhand einfacher Zeichnungen ein direktes Feedback zum Aufbau und Handling vom Nutzer erfahren. Somit spart das Team am Ende des Prozesses, in der Entwicklungsphase, Zeit und auch Budget.

Prüfen, wie es ankommt

6. Testen: Der entwickelte Prototyp kommt in dieser Phase zum Einsatz, um zu prüfen, wie die Idee beim (zukünftigen) Nutzer ankommt und was sich noch verbessern lässt. Welche weiteren Wünsche hat der Kunde an den Prototypen? Hier heißt es zu beobachten, zu fragen und eine positive Fehlerkultur zu leben. Es ist wertvoll, wenn sich in dieser Phase Fehler zeigen, bevor das Produkt am Markt »floppt«. Mit diesen wertvollen Hinweise oder Erkenntnissen kann das Team nochmals in die Ideationsphase »springen«, um Ideen für das Problem zu finden. Der Prozess ist beendet, wenn der Nutzer in der Testphase begeistert ist und seine bewussten und unbewussten Bedürfnisse erfüllt sind.

Fazit

Insbesondere in unserer schnelllebigen Zeit erfreut sich Design Thinking zunehmender Popularität. Die strukturierte Vorgehensweise, die Kreativität ermöglicht, die konsequente Anwenderorientierung und die Möglichkeit, durch schnelles Prototyping frühzeitig Fehler aufzudecken, machen Design Thinking zu einem sehr nützlichen Instrument, um auf die Probleme unserer Zeit effizient Lösungen zu finden. Und es ist zugleich mehr als ein Tool, es lädt ein zur Gestaltung einer kreativen Kultur.

Kreativprozesse digilog erleben

Am Mittwoch, den 7.7.21 findet die nächste digiloge Ideenwerkstatt in Kooperation mit dem digilogen Seminarhaus statt. Dort kannst du viele Kreativitätsmethoden erleben und bekommst Praxistipps zu Design Thinking und kreativen Erfolgen im virtuellen Arbeitsalltag. Mehr Infos findest du hier und auf linkedin. Sei dabei – NEUgier genügt!