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Hürden bei kreativem Arbeiten überwinden

Was sind Hürden bei kreativem Arbeiten? Als Kreativitätstrainer und Innovationsfacilitator erlebe ich gerade in Unternehmen mmer wieder Hürden bei der kreativen Arbeit bzw. viele »Steine«, die kreativem Arbeiten und damit auch Innovationen in den Weg gelegt werden. Diese Hürden können Mitarbeitern und auch das ganze Unternehmen »erdrücken«. Doch das Gute ist, dass sich diese Steine – selbst wenn es sich um große »Hinkelsteine« handelt – aus dem Weg räumen lassen. Dafür braucht es auch keinen Obelix mit einem Zaubertrank, sondern im ersten Schritt eine bewusste Wahrnehmung jedes Einzelnen. Das verändert bereits sehr viel. Wissen ist die Basis von »bewusster« Wahrnehmung. Schauen wir uns daher die häufigsten Hürden von kreativem Arbeiten im Unternehmensalltag genauer an. So erfahren Sie, wie Sie diese Hinkelsteine entsprechend zu Kieselsteinen reduzieren oder auch ganz loswerden können. Damit die Bahn frei wird für Innovationserfolge!

Kritik hemmt kreatives Arbeiten

Kritik ist einer der größten Hürden bei kreativem Arbeiten! Und das gemeine dabei: Sie kann ganz subtil daherschleichen und dies nicht nur in Gestalt einer verbalen kritischen Äußerung des Kollegen oder Vorgesetzten. Sehr häufig wird Kritik nonverbal geäußert, über unsere Mimik und Körpersprache, ganz nach dem Motto »Wenn Blicke töten können …«. Ein Augenverdrehen oder ein einseitig eingepresster Mundwinkel zeigen Verachtung im Gesicht eines Gegenübers.

Kritik als eine der Hürden bei kreativem Arbeiten
Kritik als Hürde für kreatives Arbeiten

Dazu gehören auch die Killerphrasen, die in Meetings und Gesprächen omnipräsent sind. Die folgenden Bemerkungen sind Ihnen bestimmt auch schon einmal wie Steine in den Weg gelegt worden:

  • »Dafür haben wir kein Budget!«
  • »Das haben wir immer so gemacht!«
  • »Keine Zeit!«

Warum sollte noch jemand Ideen äußern, wenn er Gefahr läuft, kleingemacht zu werden. Dann lieber auf Nummer sicher gehen und nichts sagen …

Der innere Kritiker ist eine Hürde von kreativem Arbeiten

Nicht zu unterschätzen ist einer der größten Kritiker überhaupt, den es in jedem Unternehmen gibt und dem jeder Mensch bereits persönlich, ob bewusst oder unbewusst, begegnet ist: Der innere Kritiker!

Hier nur einige typische Gedanken dieser kritischen, inneren Stimme:

  • »Meine Idee ist nicht gut genug!«
  • »Ich könnte mich blamieren!«
  • »Das lässt sich eh nicht umsetzen!«
Innerer Kritiker als eine der Hürden bei kreativem Arbeiten
Innerer Kritiker hemmt die eigene Kreativität

Kritik von außen und innen gehen dabei Hand in Hand – das lässt sich auch an diesem Beispiel gut erkennen: Wenn junge Menschen nach ihrem Studium oder ihrer Ausbildung frisch in den Job einsteigen oder Praktikanten erste Berufserfahrungen machen, sprühen Sie nur so vor Ideen. Doch was passiert häufig mit der Zeit? Zu viele kritische Stimmen von außen können auch den inneren Kritiker größer machen, der uns davon abhält, neue Ideen zu äußern oder auch zu entwickeln. Teilweise resignieren Menschen in Unternehmen, die dadurch riesige Innovationspotenziale einbüßen. Daher ist es extrem wichtig, die Kritik bewusst wahrzunehmen und damit bereits gegenzulenken. Eine vermeintlich kleine Stellschraube mit großer Wirkung auf den kreativen Erfolg!

Beide Formen der Kritik, die innere und die äußere, führen mitunter auch zu Stress und Angst. Schauen wir uns diese beiden Killer im nächsten Abschnitt genauer an.

Angst und Stress als Hürden von kreativem Arbeiten

»Kreativität erfordert den Mut, alle Sicherheit fahren zu lassen.«

Erich Fromm

Jede Emotion ist wichtig und wertvoll. Und alle Emotionen begleiten uns im Arbeitsalltag ständig und steuern unser Verhalten, Denken und Empfinden. Wir lassen sie schließlich nicht zuhause, sondern sie begleiten uns ins Büro. Insbesondere Angst kann unsere Kreativität stark negativ beeinflussen.

Angemessene Angst schützt, unangemessene blockiert und ist eine Hürde von kreativem Arbeiten.

Angst hat die wichtige Funktion, unser Verhalten so zu steuern, dass wir uns sicher fühlen. Wenn wir Sorge, Angst oder sogar Panik vor einer Präsentation haben, werden wir mit Sicherheit nicht unvorbereitet in den Termin gehen, sondern entsprechend in die Vorbereitung investieren, um unsere Angst zu reduzieren und ein sicheres Gefühl zu bekommen. Hierbei handelt es sich um eine angemessene Angst, die uns schützt!

Wenn sich eine Sorge schlimmer anfühlt als die Konsequenzen sind

Sie kennen mit Sicherheit das Gefühl, dass eine Sorge in keinem rationalen Verhältnis zu den Tatsachen steht. Beispielsweise weiß jemand, der unter Redeangst leidet, rein rational, dass eigentlich nichts »Schlimmes« passieren kann. Oder eine Führungskraft, die unter »Druck« steht, weiß, dass hier niemand »stirbt«. Doch die Sorge oder Angst fühlt sich meist schlimmer an, als es in der Konsequenz sein wird. Genau in solchen Situationen ist die Angst nicht mehr funktional bzw. angemessen, denn sie hemmt uns eher, als dass sie uns Sicherheit bringt. Diese unangemessene Angst blockiert uns und wir fühlen uns gestresst. Dieser Stress hat auch viele körperliche Folgen: Bei Stress wird Cortisol ausgeschüttet, was unter anderem weniger Raum für Ideen lässt (vgl. auch Abschnitt Entspannung und Tagträumen).

Angst als eine der Hürden bei kreativem Arbeiten
Angst hemmt kreatives Arbeiten

Unangemessenen Angst ist ein Gegenspieler von Kreativität

Diese »dysfunktionale«, unangemessene Angst und der Stress sind absolute Gegenspieler von Kreativität. Das Problem ist, dass sie häufiger im Unternehmensalltag vorkommen, als viele vermuten. Angst oder generell Emotionen sind nämlich in der Tat »ansteckend«. Wenn beispielsweise Führungskräfte Angst vor irgendeinem zukünftigen Event haben (strukturelle Veränderung in der Abteilung, Druck von oben usw.), dann werden Mitarbeiter unbewusst mit dieser Angst »angesteckt«. Auch wenn die Führungskraft etwas anderes mit Worten aussagt, können Spiegelneuronen auf die Belegschaft förmlich »überspringen« und für (dysfunktionale) Angst bei den Mitarbeitern sorgen.

Daher ist es besonders wertvoll, ein Bewusstsein für diese »Ansteckungsgefahr« zu schaffen und sich klar zu machen, dass jeder Einzelne etwas für sein eigenes Emotions- bzw. Stressmanagement tut.

Videotipp: Emotionen sind ansteckend Joelle Hadley inspiriert uns in ihrem TED-Talk »Emotions are Contagious: Spreading Emotional Intelligence«, emotionale Intelligenz zu verbreiten, und zeigt auf, wie ansteckend unsere Emotionen sind (Hadley, 2016). Siehe: https://www.youtube.com/watch?v=5E-WzUmFJSA
Videotipp Joelle Hadlye TED Talk
Übung: Achtsamkeit Ganz nach dem Motto »Mutig ist nicht derjenige ohne Angst, sondern derjenige, der trotz Angst etwas wagt« finden Sie hier eine Achtsamkeitsübung, die Sie alleine und auch gemeinsam mit Kollegen machen können. Nehmen Sie die Angst bewusst wahr! Führen Sie sich vor Augen, warum das, was Sie tun wollen, wichtig ist – so wichtig, dass Sie es trotz Ihrer Angst riskieren wollen. Zum Beispiel eine Idee vorstellen, obwohl es viele Gegner im Raum gibt. Der Austausch mit vertrauten Personen hilft dabei, andere Perspektiven zu gewinnen. .
Achtsamkeitsübung

Zeitdruck oder fehlende Zeitvorgaben sind Hürden von kreativem Arbeiten

»Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.«

In Sachen Zeitvorgaben scheinen sich die Geister zu scheiden: In meinen Kreativitätsseminaren höre ich regelmäßig Teilnehmerstimmen, die von engen Zeitvorgaben überzeugt sind, andere meinen, maximaler zeitlicher Freiraum hilft ihnen, wirklich kreativ zu arbeiten. Und in der Tat haben beide Lager Recht!

Im Kreativitätsprozess ist es extrem wertvoll, Zeit zu haben und »herumzuspinnen« und sich nicht dauerhaft unter Druck und gestresst zu fühlen. Das betrifft insbesondere die Anfangsphase, aber auch den weiteren Kreativprozess, um auch die Möglichkeit zu haben, »alte« Ideen fallen zu lassen, wenn man noch bessere im weiteren Verlauf entdeckt hat. Bei zu großem Zeitdruck kann die Zeit sonst am Ende fehlen, wenn die einzige und erste Idee nicht aufgeht.

Zeitdruck ist eine der Hürden bei kreativem Arbeiten
Zeitdruck kann eine Hürde von kreativem Arbeiten sein

Doch genauso wichtig ist es, mit Zeitvorgaben zu arbeiten. Denn gerade ein zeitlicher Rahmen hilft uns, zielorientierter, effektiver und effizienter vorzugehen. Nach meiner Erfahrung ist man dann weniger in einem »Trödelmodus« und widmet sich weniger »Neben-Baustellen«, sondern bleibt fokussiert auf die Prioritäten. Sie kennen vermutlich auch sehr lange Meetings, die man in der Hälfte der Zeit mit noch besseren Resultaten durchführen könnte.

Ein gesunder Mittelweg ist also optimal: Für das kreative Arbeiten und einzelne Aufgaben sollte es einen zeitlichen Rahmen geben, jedoch sollte sich keiner dauerhaft gehetzt fühlen.

Der Glaubenssatz »Ich bin nicht kreativ«

Übung Eine kurze Übung vorab, die Sie allein oder auch in ihrem Team machen können. Nehmen Sie einfach ein Blatt Papier und malen Sie Ihren Sitznachbarn oder sich selbst, wenn Sie die Übung allein machen. Sie haben genau eine Minute Zeit. Also Timer stellen, Stift Ihrer Wahl zücken und los geht’s! Und welche Reaktionen haben Sie erlebt bei oder auch vor dieser Übung? Was haben Ihre Kollegen gesagt? Welche Gesichtsausdrücke konnten Sie erkennen? Was haben Sie selber gefühlt oder gedacht?
1 Minute Übung

Wenn ich diese Übung in Seminaren anleite, sehe ich häufig in sorgenvolle und irritierte Gesichter und höre Stimmen wie »Oh Gott«. Wenn die Teilnehmer ihre Werke dem Nachbarn überreichen, entschuldigen sich viele für ihre Arbeiten und zeigen sich teilweise verschämt. Und genau diese Reaktionen deuten auf den inneren Glaubenssatz »Ich bin nicht kreativ« hin, der sich auch häufig hinter der Überzeugung »Ich kann nicht malen« verbirgt. Pablo Picasso beschreibt das wie folgt:

»Every child is an artist, the problem is staying an artist when you grow up.«

Pablo Picasso
Kinder leben uns Kreativität vor
Kinder leben uns vor kreativ zu sein

Wir reden uns selbst ein, dass wir nicht malen, singen und eben kreativ sind. Das ist auch eine Hürde von kreativem Arbeiten. Ganz unbewusst verfestigt sich ein Glaubenssatz, der unsere Kreativität extrem hemmt! Und was machen Kinder im Vergleich zu uns bzw. was haben wir selber als Kinder gemacht? Kinder präsentieren ihren Eltern meist stolz ihre Kunstwerke. Sie sind stolz auf ihre kreative Leistung, denn sie haben etwas Eigenes geschaffen. Und dabei werten sie sich nicht selber ab mit Gedanken wie »Der Schmetterling ist mir nicht gut gelungen« oder »Das hätte ich besser machen können« – denn es geht dabei ja nicht um »schön« oder »nicht schön«.

Je älter wir werden, desto mehr bewerten wir uns Kreationen

Doch je älter wir werden, desto mehr werten wir unsere »Schaffenswerke« – sei es der Gesang, eine Skizze im Meeting oder irgendetwas anderes, was vermeintlich besser aussehen oder sein sollte. Und eine solche innere Stimme »Ich bin nicht kreativ« wirkt wie eine Hypnose, die wir uns selber geben. Und die hinterlässt Spuren.

Doch jeder Mensch hat kreatives Potenzial. Und Kreativität muss sich nicht in Musik oder Kunst äußern, sie ist vielschichtig und bedeutet schlichtweg, etwas Neues zu erschaffen, das wir nutzen und womit wir uns ausdrücken können. Häufig erlebe ich in Seminaren bei einigen Teilnehmern, die sich als unkreative Menschen vorstellen, einen Aha-Effekt: Sie entdecken ihre eigene Kreativität und öffnen damit auch neue, innere Türen – getreu dem Motto von Henry Ford: »Whether you think you can or whether you think you can’t, you’re right.«

Bestätigungsbias

Ein weiteres Hindernis für Kreativität und kreativem Arbeiten besteht darin, an einer Idee oder einem Glauben starr festzuhalten und wenig oder gar nicht offen zu sein, weiterzusuchen. Das kann aus einem Zeitmangel heraus geschehen. Ein anderer häufiger, aber meist unbewusster Grund ist der sogenannte »Bestätigungsbias« (engl. bias = Voreingenommenheit, Vorurteil). Das bedeutet, dass wir manchmal etwas gedanklich verzerren. Wenn beispielsweise eine Idee nach anfänglicher Euphorie doch nicht mehr passend erscheint und sich der Ideengeber trotz der Sachlage dies nicht eingestehen will und er an der alten Idee festhält.

Möglich ist auch der gegenteilige Effekt: Ein Thema der Zukunft, das von den Unternehmensverantwortlichen aus einem Bestätigungsbias heraus ignoriert wird, kann ganze Unternehmen in ihrer Existenz gefährden. Beispiele hierfür gibt es viele: Die Fotoindustrie, die nicht an digitale Fotografie geglaubt hat. Oder Unternehmen, die sich heute nicht ausreichend mit KI und Digitalisierung befassen.

Es kann dann vorkommen, dass wir Gegenbeweise ignorieren, nach Bestätigung für unsere Idee suchen und sogar unsere Hypothese nicht aufgeben, auch wenn sie falsch ist.

Neugier fördern für mehr Kreativität

Die Lösung liegt nahe: Eine Offenheit und die eigene Neugier fördern! Die menschliche Neugier ist sozusagen die »Grundzutat« von Kreativität, der eine enorme Schaffenskraft innewohnt.

Neugier fördert kreatives Arbeiten
Neugier fördert kreatives Arbeiten

»Ich bin nicht besonders talentiert, sondern nur leidenschaftlich neugierig.«

Albert Einstein

Auch Leonardo da Vinci sagt man nach, dass seine Neugier – Curiosità – durchweg die Quelle und Antriebskraft seines Schaffens war und eines seiner Lebensprinzipien. Er war davon überzeugt:

»Der Wunsch zu lernen ist allen edlen Menschen angeboren.«

L. da Vinci

Curiosità bezeichnet demnach eine unstillbare Neugier auf das Leben sowie das unnachgiebige Streben nach Wissen. Jeder Mensch wird neugierig geboren.

Es gilt also, wieder Kontakt zu seiner eigenen Neugier aufzunehmen und Fragen zu stellen, so wie Forscher auf ihren Wissensgebieten. Das bedeutet auch, die eigenen Ideen konstruktiv kritisch zu beäugen und verschiedene Blickwinkel einzunehmen. Dabei helfen auch Kreativitätstechniken wie die Walt-Disney-Methode oder die sechs Denkhüte.

Förderung von Neugier in Unternehmen

Auch Unternehmen haben die Förderung der Neugier ihrer Mitarbeiter als einen großen Hebel für ihren Innovationserfolg entdeckt. Hierzu gab es im Jahr 2018 eine interessante Studie, die in den drei Unternehmen Merck, Porsche Consulting und Weizmann Institute of Science durchgeführt wurde (Naughton, 2018). Die Unternehmen stellten fest, dass die Fähigkeit zur Neugierde im Arbeitsleben oft aberzogen wurde. Ihre Lösung für das Problem war ein sechsmonatiges Programm zur Steigerung von beruflicher Neugier in Unternehmen.

Dabei untersuchten sie vier Dimensionen:

  1. Wissbegierde
  2. Kreativität bei der Problemlösung
  3. Offenheit für Ideen
  4. Stresstoleranz

Sie nutzten in der Studie die folgenden acht Techniken, um die Neugier und auch die Kreativität der Mitarbeiter zu fördern:

  1. Question Formulation Technique: Fragen sammeln, statt direkt Lösungen zu diskutieren, z. B. in zehn Minuten so viele Fragen wie möglich sammeln.
  2. Lunch & Learn-Format: Impulsvorträge von (internen wie externen) Querdenkern verbunden mit einem gemeinsamem Lunch.
  3. Bainwriting: Ideen sammeln ohne »laute Störungen«.
  4. Cross Innovation Technique: Megatrends wie Nachhaltigkeit auf die eigene Tätigkeit beziehen
  5. Denkaufgaben und Energizer wie z. B.: »Was hat ein Bett, in dem man nicht schlafen kann?« Die Lösung finden Sie am Ende dieses Abschnitts.
  6. Curiosity Cake Technique: Kuchen mit unbekannten Zutaten backen.
  7. Chunking: Durch Coachingfragen Ebenen und Perspektiven wechseln. (Was gibt es darüber hinaus? Was bedeutet das im Detail? Was könnte noch darüber stehen? Was ist die Meta-Ebene? …)
  8. Achtsamkeitsprogramm: Meditation, achtsames Laufen …

(Quelle: Harvard Buiness Manager, April 2018, S. 46)

Das Ergebnis der Neugier-Studie ist erfolgsversprechend auch für andere Unternehmen:

  1. Neugier erhöht die Innovationskraft.
  2. Die Einstellung verändert sich durch die Fähigkeiten.
  3. Neugier ist ansteckend.
  4. Je unkomplizierter die Anwendung, desto größer die Akzeptanz.
  5. Die Motivation der Führungskräfte ist entscheidend.
  6. Die Methodik muss zum Arbeitsumfeld passen.

Lösung

Hier eine Lösung zu der Frage »Was hat ein Bett, in dem man nicht schlafen kann?«

Ein Flussbett

Neophobie – Angst vor Neuem

Im vorangegangen Abschnitt haben wir von der großen Bedeutung von Neugier für kreative Erfolge erfahren. Ein ernst zu nehmender Gegner einer gesunden Neugier ist neben dem Bestätigungsbias die sogenannte Neophobie: die Angst vor etwas Neuem (Phobie-Wissen, 2020).

Diese Angst – wenn sie unangemessen ist – lässt Menschen regelrecht erstarren. So haben sie meist viele negative Erfahrungen mit »neuen und unsicheren« Situationen gesammelt. Und deswegen ist Neugier für sie sehr negativ besetzt.

Viele Menschen haben in der heutigen VUCA-Welt und in Zeiten gefährdeter Jobs ein stark ausgeprägtes Sicherheitsbedürfnis. Und auch auf Unternehmen bezogen kann sich diese Neophobie insofern zeigen, dass sie an vergangenen Erfolgen festhalten und in vertrauten Situationen verharren.

Das Thema Veränderung ist immer stark emotional geprägt. Veränderungsprozesse in Unternehmen folgen häufig einem typischen Schema (vgl. Abb.). Es ist wichtig, diese Phasen eines Veränderungsprozesses zu kennen, damit auch in Zeiten von Change kreative Prozesse möglich sind. Jeder Mensch reagiert aufgrund individueller Erfahrungen unterschiedlich stark in seinen emotionalen Reaktionen auf Veränderungen.

Change Prozess und Kreativität
Die Phasen in einem Veränderungsprozess

Um diesen emotionalen Kreativitätskiller möglichst zu eliminieren, ist es wichtig, diese unangemessene Ängste abzubauen – bei sich selbst und auch auf Unternehmensebene. Ebenso ist es sinnvoll, auch die begleitenden negativen Emotionen wie Ärger, Ekel, Verachtung und Trauer eng zu begleiten und sie auf einer angemessenen Ebene zu regulieren.

Das bedeutet in erster Linie, die gezeigten und erlebten Emotionen ernst zu nehmen und insbesondere ängstlichen Menschen Sicherheit zu geben! Bereits ein einfaches Zuhören und das persönliche Gespräch können deutliche Erfolge zeigen. Die einzelnen Sicherheitslösungen können dabei sehr unterschiedlich aussehen – so individuell verschieden wie auch die Situationen und die Menschen.

Fremdbestimmung

Wie eine Marionette durch den Arbeitsalltag zu marschieren erstickt kreative Gedanken. So ergab beispielsweise auch die von Merck 2018 durchgeführte Neugier-Studie, dass 33 % der Befragten es schwierig finden, sich in einem Top-down-Umfeld mit eigenen Ideen einzubringen. Fremdbestimmung kann also eine große Neugierbarriere ausmachen. 22 % der Befragten fühlten sich sogar kontinuierlich von ihrem Vorgesetzen überwacht. 90 % der befragten Arbeitnehmer, die sich selbst als wenig bis durchschnittlich neugierig bezeichnen, nehmen die meisten Projekte als »von oben« vorgegeben wahr (Merck Group, 2018). Diese Rahmenbedingungen demotivieren die Mitarbeiter, weil sie keine Neugier zulassen und sich Kreativität nicht entfalten kann.

Hürden bei kreativem Arbeiten: Fremdbestimmung
Fremdbestimmung ist eine Hürde für kreatives Arbeiten

Autonomes Arbeiten fördert die Kreativität

Andreas Steinle – CEO Zukunftsinstitut Workshop GmbH – sieht eine große Bedeutung in einer autonomen Arbeitsweise von Mitarbeitern für die Verankerung von Neugier in den Arbeitsprozessen:

»Menschen müssen nicht gemanaged werden. Nur wenn man ihnen zugesteht, als Mitarbeiter autonom zu handeln und freie Entscheidungen zu treffen, hat Neugier in Arbeitsprozessen eine echte Chance und kann auf lange Sicht zu einem Wandel der Unternehmenskultur beitragen.« (Merck Group, 2018)

Andreas Steinle – CEO Zukunftsinstitut Workshop GmbH

Eigenverantwortung ist demnach ein weiterer Schlüssel zu mehr Kreativität. So bestätigt auch Professor Horst Geschka von der Gesellschaft für Kreativität in Mainz, dass selbstständiges Arbeiten sehr wichtig für die Kreativität sei:

»Dazu gehört, Entscheidungen treffen und Prozesse mitgestalten zu dürfen. Beim Arbeiten nach der Fließbandmethode, bei der jeder nur vorgegebene Handgriffe ausführt, sei nur wenig Kreativität möglich.« (Schormann, 2010)

Professor Horst Geschka

Auch die Befragten in der Neugier-Studie bestätigen dies – die drei wichtigsten Verstärker für Neugier sind für sie Entscheidungsfreiheit, Verantwortung und Freiräume. 42 % hilft es, selbst bestimmen zu können, auf welchem Weg sie an Projekten arbeiten. 40 % motiviert es, sich persönlich für ihre Projekte verantwortlich zu fühlen. Und 40 % haben die Zeit, auch über ihre Projekte hinaus an neuen Ideen zu arbeiten (Merck Group, 2018).

Somit lohnt es sich für Unternehmen außerordentlich, Verantwortung an Mitarbeiter abzugeben, um innovative Prozesse anzustoßen. Das dient als wichtige Basis, um Neugier in einer Unternehmenskultur auch langfristig zu verankern.

Mindmap zu den Hürden von kreativem Arbeiten

Nun haben Sie über einige der häufigsten Hürden bei kreativem Arbeiten gelesen. Möglicherweise denken Sie nun über die Situation in Ihrem Unternehmen, Ihrer Abteilung oder Ihrem Team nach. Was könnten diese Kreativitätskiller und Hürden bei kreativem Arbeiten also ganz konkret für Sie und Ihre Arbeit bedeuten? Vielleicht fallen Ihnen auch noch weitere Kreativitätskiller ein. Und welche Lösungen fallen Ihnen zu den jeweiligen Problemfeldern ein?

Die folgende Übung soll Sie anregen und ermutigen, um die nächsten Schritte zu gehen und Ihre Kreativitätskiller zu reduzieren oder im besten Falle ganz aus dem Weg zu schaffen. Diese Übung können Sie alleine oder auch in Ihrem Team machen.

Hürden bei kreativem Arbeiten - Mindmap
Mindmap zu Hürden von Kreativiät „Was hindert mein kreatives Arbeiten?“
Übung Kreativitätskiller und Hürden von kreativem Arbeiten identifizieren und aus dem Weg räumen
Schritt 1: Fertigen Sie alleine eine Mindmap zu Ihren persönlichen Kreativitätskillern an.
Schritt 2: Anschließend markieren Sie nach einem Ampelprinzip: Alle Killer in Grün, die Sie verändern könnten.Alle Killer in Gelb, die Sie mit etwas Aufwand angehen könnten. Alle Killer in Rot, zu deren Beseitigung ein Wunder geschehen müsste.
Schritt 3: Sprechen Sie im Team über Ihre Hürden von kreativem Arbeiten und stellen sie sich gegenseitig vor. Fokussieren Sie sich auf die grünen und gelben Punkte und finden Sie konkrete Lösungen, um die Kreativitätsstopper zu killen. Am besten funktioniert das in Kleingruppen bis zu sechs Personen. Das hat auch den Vorteil, dass Sie dann meist noch mehr Ideen zusammentragen.
Schritt 4: Stellen Sie sich gegenseitig Ihre Lösungsansätze vor und verschriftlichen Sie danach, welche konkreten Ansätzen Sie im Team umsetzen und auch, welche Sie alleine angehen möchten.
Übung „Meine Kreativitätskiller identifizieren“

Wie Sie noch mehr Kreativität im Arbeistalltag fördern können, erfahren Sie hier.